Was Mut macht
10-jähriges Jubiläum der Klimapartnerschaft Ludwigsburg-Kongoussi
Ludwigsburg, 22. Oktober 2024
Zur 300-Jahrfeier vor einigen Jahren nannte ich Ludwigsburg eine „menschen- und menschheitsfreundliche Stadt, die Mut macht“. Dieses Urteil bestätigen Sie heute einmal mehr:
Gemeinsam mit der Partnerstadt Kongoussi in Burkina Faso blicken Sie zurück auf zehn Jahre erfolgreiches Engagement für den Klimaschutz und eine bessere Welt für alle Menschen.
Sie haben früh verstanden, dass wir die großen Herausforderungen, vor denen unsere Welt steht – Klimawandel, Armut, Bewahrung der Artenvielfalt und, ja, Frieden – nur als Weltgemeinschaft bewältigen können. Um in dieser interdependenten Welt voranzukommen, brauchen wir überall eine Große Transformation, müssen wir gemeinsam Verantwortung übernehmen und jeder Einzelne von uns kann mitmachen. Das ist die Idee, der sich die Partnerschaft zwischen Kongoussi und Ludwigsburg verbunden weiß. Ich freue mich, dass dieses Grundverständnis 2014 auch zu einer Zusammenarbeit in Klimafragen geführt hat.
Ein Jahr später unterzeichneten die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ und das „Pariser Klimaabkommen“. Die darin enthaltenen Ziele für nachhaltige Entwicklung sind kein naiver Idealismus, sondern Handlungsleitfaden für konkrete Zusammenarbeit.
Doch deren Umsetzung hinkt allen Erwartungen hinterher. Schlimmer noch: Erstmals seit mehreren Jahrzehnten nimmt seit 2020 die Ungleichheit zwischen Arm und Reich zwischen den Ländern und auch innerhalb der Länder wieder zu. Konflikte, Verunsicherung, Populismus und die Ideologisierung nationalen Eigeninteresses bestimmen zunehmend die Weltpolitik. UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert zurecht einen „Neustart“ für politischen Multilateralismus.
Diesen nahm sich der „Zukunftsgipfel“ der Vereinten Nationen Ende September vor. Die lang aufgeschobene Reform des UN-Sicherheitsrats, die endlich auch dem afrikanischen Kontinent eine permanente Vertretung geben soll, mehr Mitsprache im internationalen Finanzsystem und ein neu geschaffener UN-Sondergesandter für die zukünftigen Generationen – all das soll neues Vertrauen in die multilaterale Zusammenarbeit schaffen. Pedro Conceição, ein ranghoher Vertreter des UN-Entwicklungsprogramms, fasste die Aufgabe kürzlich so zusammen:
„In Fragen der Interdependenz haben wir heute keine Wahl. Wir müssen zusammenarbeiten! Die Herausforderung besteht dabei nicht mehr darin, Differenzen auszuhandeln, sondern die Menschen im Kontext der Globalisierung zu überzeugen, dass wir tatsächlich in mehr Dingen und Interessen übereinstimmen als wir denken.“
Meine Damen und Herren, in Kongoussi oder Ludwigsburg wird diese Einsicht durch praktisches Tun vorgelebt. Wo sich Kommunen um klimaneutrale Stromerzeugung bemühen, wo sich junge Auszubildende beider Länder über den Aufbau von „Solar Home Systems“ austauschen, wo bei anderen Klimapartnerschaften eine „Best Practice“ in der Abfallversorgung abgefragt wird – da wird voneinander gelernt, da wird miteinander an einem lebenswürdigen, menschheitsfreundlichen Planeten gebaut.
Und noch etwas leben uns beide Kommunen vor. Nämlich, dass die konkrete Zusammenarbeit vor Ort Bestand haben kann, auch wenn sich die politische Großwetterlage ändert. Die Sicherheitslage in Burkina Faso macht die Zusammenarbeit schwieriger. Doch die engagierten Trägervereine und die Verantwortlichen vor Ort eint der Wille, sich nicht von bürgerschaftlicher Zusammenarbeit abhalten zu lassen. Dieser Wille trägt weiter als ideologische Verkrampfung. Auch das macht Mut. Und auch dazu gratuliere ich!
Sie alle, meine Damen und Herren, haben in den vergangenen zehn Jahren viel bewegt. Machen Sie bitte weiter, bleiben Sie mutig, ehrgeizig und zuversichtlich! Sie setzen ein Zeichen, dass eine bessere Welt möglich ist.